Die Geschichte
Das Original aus den 50er JahrenGeschichte
Von der Gartenwirtschaft zum Kino
Eine Zeitreise von 1956 bis heute
Aus den Erzählungen von Frau Marianne Leonhardt, der Ehefrau des Kinogründers, Herrn Heinz Leonhardt, der am 10. Februar 2005 im Alter von 80 Jahren verstarb.
Dies hat Heinz Leonhardt so fasziniert, dass er im Alter von 32 Jahren die Vision hatte, neben Bäckerei und Landwirtschaft in Hügelheim (dem Heimatort seiner Frau) noch ein weiteres Standbein zu schaffen. Die Idee vom Bau eines eigenen Lichtspielhauses war geboren.
Ein mutiger Schritt, eine große Risikobereitschaft und der Glaube an ein Projekt, das sich jedoch auch finanziell tragen musste.
Die Standortwahl fiel auf Kandern. Der elterliche Gastwirtschaftbetrieb, das Gasthaus »Zur Blume« in Kandern wurde nach dem tragischen tödlichen Unfall des Vaters von Heinz und Fritz Leonhardt im Juli 1949 zunächst noch bis Ende der 50-er Jahre weitergeführt und dann eingestellt. Eigener Grund und Boden in Kandern ermöglichte es jedoch, das Projekt »Kino-Bau« gemäß den Plänen von Herrn Architekt Albert Wüst zu verwirklichen.
Da das Grundstück der Familie Leonhardt gehörte, baute Heinz Leonhardt das Kino zusammen mit seinem Bruder, Fritz Leonhardt, mit einem Anteil von je 50 %. Nach dem Abriss einer alten Stallung in Eigenregie konnte das Kino nach recht kurzer Bauzeit am 18. Mai 1956 eröffnet werden. Der Eröffnungsfilm war »Ja, ja die Liebe in Tirol«, ein deutscher Heimatfilm von Géza von Bolváry aus dem Jahre 1955.
An dieser Stelle sei gesagt, dass so ein Projekt nur verwirklicht werden kann, wenn alle an einem Strang ziehen. Marianne Leonhardt, die Ehefrau von Heinz Leonhardt wie auch ihre Eltern standen von Anfang an zu diesem Projekt trotz der enormen beruflichen Mehrbelastung.
Bäckerei und Lebensmittelgeschäft sowie die Landwirtschaft in Hügelheim mussten im Haupterwerb weiterlaufen und das Projekt Kino zum Leben erweckt werden. Eine Mammut-Aufgabe mit großem persönlichen Arbeitseinsatz! Auch musste man sich mit einer völlig fremden, neuen Welt auseinander setzen. Verträge mit Filmverleihern wurden in Hügelheim unterzeichnet, Kinobetrieb war Familiensache.
Und es gab viel zu tun: Verträge aushandeln, Programme erstellen und publik machen, persönlich vor Ort sein, Kartenverkauf, Kartenabriss, Filmvorführung, Reinigungs- und Aufräumarbeiten und eine umfangreiche Buchhaltung. Und immer auch die Fahrten zwischen Hügelheim und Kandern nach arbeitsreichen Tagen und Wochen in Bäckerei und Lebensmittelgeschäft sowie in der Landwirtschaft.
Viel Arbeit auf der einen Seite, zahlreiche schöne Erinnerungen auf der anderen Seite. Große Kassenschlager, Straßenfeger und die vielen Kontakte über die Grenzen des Markgräflerlandes und des Kandertals hinaus, die noch heute – auch in der Nachfolge-Generation – Bestand haben.
Der Kinobetrieb in der 50/50 Besetzung der beiden Brüder lief bis Mitte der 70er Jahre, als Fritz Leonhardt, ohne vorherige Absprache mit seinem Bruder Heinz, seinen Kino-Anteil an das Familienunternehmen Karg, das in Müllheim bereits das »Central Theater« besaß, verkaufte. Trotz anfänglicher Enttäuschung stellte sich Heinz Leonhardt der neuen Situation, behielt jedoch seinen Anteil am Kino und unterhielt über Jahre hinweg eine sehr gute Verbindung zur Familie Karg, vor allem zu Herrn Jochen Karg, der den Kinobetrieb von seinem Vater, Werner Karg übernahm und das Kino in Kandern bis zum Verkauf an die Stadt Kandern führte. Man fand eine für beide Seiten zufriedenstellende vertragliche Lösung, um den Kinobetrieb aufrecht und weiterhin auf Erfolgskurs zu halten.
Die Stadt Kandern plante in den 90er Jahren, das Gelände auf dem Blumenareal städtebautechnisch anderweitig zu verwenden, was jedoch einen Abriss des Kinos zur Folge gehabt hätte. Auf das Angebot – das Kino in einem neu gestalteten Gebäude auf dem Gelände der Tonwerke neu zu etablieren, ging Heinz Leonhardt nicht ein. Diese Beharrlichkeit war sicher letztendlich auch die Rettung der Blumenlichtspiele, ebenso der Protest vieler Kanderner Bürger. Die Stadt Kandern hat das geplante Stadtprojekt dann final doch verworfen und das Kino von damals steht noch heute.
Ein Neubeginn
Vereinsgründung zum Erhalt des Kino Kandern
60 Jahre Kino Kandern
Das Kino feierte 2016 sein 60. Jubiläum der Blumen-Lichtspiele Kandern. ZumGründungsjubiläum und gleichzeitig 10-Jährigen Vereinsjubiläum ist eine kleine Dokumentation entstanden, in der Marianne Leonhardt und Jochen Karg zu Wort kommen und über Ihre Erlebnisse im und um das Kino Kandern erzählen.
Die 80er Jahre
Eine Zeit des Umbruchs
Trotz aller Erfolge, musste das Kino Kandern Ende der 1980er Jahre Krisen überstehen: Die Einführung der VHS-Videokassette führte zu einem Kinosterben. Immer mehr Menschen kauften oder liehen sich Filme aus und schauten sie zuhause auf ihren Fernsehapparaten. Verleihstationen schossen überall aus dem Boden.
Während dieser Zeit wurde das Kino bereits von den Werner Karg mit Neuerungen, wie dem Stereoton (1986), konkurrenzfähig gehalten. Die Holzstühle aus der Anfangsphase des Kinos wurde in den 70er Jahren gegen Plastikstühle und 1984 gegen die gepolsterten Sitzgelegenheiten ausgetauscht, die heute noch bestehen.
Dann sollte das Kino Kandern einem Straßenbauprojekt weichen. Die Stadt Kandern plante in den 90er Jahren, das Gelände auf dem Blumenareal städtebautechnísch anderweitig zu verwenden. Auf Initiative des damaligen Kanderner Bürgermeisters Karl-Friedrich Klein, sollte eine geplanten Querspange von der Hauptstraße zur Waldeckstraße gebaut werden und damit der Kinobau weichen. Das Kino sollte in einem Neubau weitergeführt werden. Herr Karg verkaufte im Zuge dieser Planungen das Kino an die Stadt Kandern.
Es regte sich Widerstand in der Bevölkerung und eine Petition verhinderte die Schließung des Kinos. Dieser Beharrlichkeit der Bürger von Kandern verdankten die Blumenlichtspiele ihre damalige Rettung. Die Stadt Kandern hatte das geplante Stadtprojekt dann final verworfen und das Kino von damals steht noch heute am alten Platz. Karg schloss einen Pachtvertrag mit der Stadt und führte das Kino weiter.
Noch bis vor kurzem sorgte Michael Karg, der auch die Kinos in Buggingen und Mühlheim betreibt, dafür, dass dem Kino in Kandern der Filmnachschub nicht ausgeht: Klassiker von Hitchcock bis zur Kästner-Verfilmungen und natürlich auch neue Filme. Wenngleich der denkmalgeschützte Saal noch Wandbespannung und Lampen von 1956 aufweist, befindet er sich auf dem neuesten Stand der Ton- und Bildtechnik.
Der Neubeginn
Zum Jahresende 2006 wurde der Pachtvertrag gekündigt. Um den Fortbestand des Kinos zu sichern, setzte die Stadtverwaltung einen Verein als Betreiberin ein. Bei der Gründungsversammlung des Vereins »Kultur Kino Kandern« mit 80 Mitgliedern am 24. Juli 2007, wurde Horst Brenneisen zum Vorsitzenden gewählt. Am 3. Januar 2008 feierte der Trägerverein »Kommunales Kino Kandern« [KKK] mit 110 Mitgliedern mit dem Film »Cinema Paradiso« von 1988 die Wiedereröffnung der vormaligen »Blumen- Lichtspiele«. Der Verein sorgt für den Erhalt der im Stil der 50er-Jahre gehaltenen Einrichtung. Er zählt aktuell 160 Mitglieder. Neben den Förderverein und seinen Mitgliedern unterstützen die Stadt, die Sparkasse Lörrach-Rheinfelden und die Filmförderung Baden-Württemberg.